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Das Unbehagen mit dem Sternchen
Die feministische Sprachkritik ist mehr als eine Frage der Zeichen.
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Das strukturelle Patriarchat
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F und Antifa
Zu Geschlechterrollen und (Alltags-)Sexismen in der Szene
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20 Jahre Nebenwiderspruch
Die Linke und der Feminismus
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Frauen in der DDR
Gleiche Rechte – doppelte Pflichten?
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Im Verhältnis
Eine Begriffsdiskussion zu heteronormativer Matrix und Patriarchat
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Raus aus der Comfort Zone
Für eine feministische Position in antideutscher Gesellschaftskritik
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Alles Teil des Systems
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Frauen als Täterinnen im Nationalsozialismus und die Frauenforschung
Die Hälfte der Schuld den Frauen!
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Once Upon A Time
Der Antifaschistische Frauenblock Leipzig (AFBL) lädt zur Disko anlässlich der Erfüllung des 5-Jahresplanes.
Ein Junge wird von einem Auto angefahren und ins Krankenhaus eingeliefert. Einer der anwesenden Ärzte sagt geschockt: »Ich kann dieses Kind nicht behandeln, das ist mein Sohn.« Doch der Vater des Patienten ist gar kein Arzt.
Wie sich dieses Rätsel lösen lässt? Einige sollten nur Sekundenbruchteile für die Lösung benötigen. Nämlich all jene, die meinen, es gäbe ein Generikum, das – obwohl grammatikalisch männlich – die weibliche und männliche Bedeutung einschließt und transportiert. Vermutlich müssen die meisten länger überlegen.
Es geht um die Frage nach dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Geschlechterverhältnis und wie es am besten beschrieben und benannt werden kann. Entsprechend wird im Folgenden der Versuch unternommen einen systematischen Begriff zu skizzieren, der Funktions- und Strukturmechanismen des gegenwärtigen Geschlechterverhältnisses in den Fokus nehmen kann: das strukturelle Patriarchat. Dieser Begriff wird in Aufnahme und Kritik insbesondere des Konzeptes der heteronormativen Matrix, wie Judith Butler es 1990 einführte, konturiert. Daher wird die Frage, was unter dem strukturellen Patriarchat zu verstehen ist, auch erst an eine Skizze des Konzeptes von Butler anschließend genauer aufgenommen.
Es ist mal wieder Dienstagabend halb neun, eigentlich sollte das Plenum längst begonnen haben, aber wie das so ist, zieht sich der Beginn. Es wird geplaudert. Die Neuen in der Runde sind verunsichert, wissen nicht so recht woran sie sind, können nicht mitreden. Eingefahrene Gruppenstrukturen eben. Es ist eine komische Situation. Aber nicht nur durch das Neusein kann einer_m eine blöde Rolle in der Gruppe zugewiesen werden. (Alters-)Hierarchien und Coolness-Fragen spielen da häufig mit rein. Die einen schaffen es schneller in die Strukturen als andere. Aber warum? Die erwähnte Unsicherheit spielt bestimmt eine große Rolle. Selbstsicheres Auftreten wird gern gesehen, das sind die Leute auf die man sich verlassen kann!
Nun, was hat das mit Geschlechterrollen und Stereotypenbildern in der Antifa zu tun? Nichts? Das wäre schön! Das Plenum beginnt. Es steht an eine Podiumsdiskussion zu organisieren.
Dokumentation des Beitrags des AFBL zur Veranstaltung „20 Jahre Nebenwiderspruch“ am 29.09.2011 im Conne Island.
Warum wird das Thema Feminismus in weiten Teilen der Linken nach wie vor mit spitzen Fingern angefasst? Diese Frage stand am Anfang der Überlegungen zu unserer Veranstaltung 20 Jahre Nebenwiderspruch – die Linke und der Feminismus. Wie kommt es, dass es kaum explizite schriftliche Äußerungen zu den Themen Antisexismus und Feminismus in der Leipziger Linken (im Umfeld des Conne Island) gibt? Wird das Thema nicht diskutiert? Oder gibt es Hemmschwellen, die eigenen Überlegungen zu veröffentlichen? Und wenn das der Fall ist, warum ist das so? Die üblichen Reaktionsweisen auf antisexistische und feministische Texte und Interventionen reichen von Wortlosigkeit bis Polemik. Das zeigt zumindest Eines sehr deutlich: Es wird Zeit, dass das Ganze mal auf den Tisch kommt.
Wie gleichgestellt oder sogar emanzipiert Frauen in der DDR waren, ist nicht einfach zu beantworten. Es scheint, jedes Argument provoziert ein „ja, aber andererseits“ woraufhin ein „und dennoch“ folgen kann. Mit der Diskussion der offiziellen Frauenpolitik, von Geschlechterbildern und von Frauengruppen in der DDR machen wir ein Spannungsfeld auf, in dem wir eine Antwort auf die Frage suchen (1).
Wenn über Gleichstellung in der DDR gesprochen wird, ist das Hauptargument die hohe – und selbstverständliche – Berufstätigkeit von Frauen. Tatsächlich war die geforderte Norm die der lohnarbeitenden Mutter, zum einen weil es einen beständigen Mangel an Arbeitskräften gab (insbesondere nach der Ausreisewelle bis zum Anfang der 60er Jahre), zum anderen aber auch, weil dies dem sozialistischen Ideal entsprach.
Wenn das Geschlechterverhältnis heute auf einen Begriff gebracht werden soll, stehen zwei Konzepte scheinbar in Konkurrenz: Patriarchat und heteronormative Matrix. Die Frage, die beide zu beantworten versuchen, ist die nach dem gesellschaftlich wirkmächtigen Strukturprinzip im Geschlechterverhältnis. Das Patriarchat geht von einem binären Geschlechterverhältnis aus und betont die Hierarchie der Geschlechter. Die heteronormative Matrix denaturiert diese Binarität und kritisiert die heterosexuelle Norm.
Im Folgenden werden beide Konzepte kurz umrissen. Dann wird auf die Herleitung des Begriffs der Matrix bei Butler in Abgrenzung zum Patriarchatsbegriff eingegangen, um anschließend »Patriarchat« auf Kompatibilität mit der Vorstellung der Konstruiertheit von Geschlecht zu untersuchen. Dabei ist vorausgesetzt, dass die beiden Begriffe zu unterschiedlichen Politikfeldern gehören, die aber durchaus eine Schnittmenge haben.
Dieser Text wurde in der Jungle World unter dem Titel "Unterm Klebeband. Ein Plädoyer für einen Feminismus in der antideutschen Gesellschaftskritik" veröffentlicht.
Der antideutschen Kritik ist es unter anderem zu verdanken, dass in einem langwierigen Prozess bis dato zumeist selbstverständliche linke Standards nicht unreflektiert blieben. Diese Banalität ist weiter reichend, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Waren sich Linksradikale in den Achtzigern noch sicher, dass das große Übel aus den USA käme, und wähnte man sich in den Neunzigern gegen die Neonazis immer auf der richtigen Seite, wurde es mit der die Linke zweifellos spaltenden Diskussion möglich, das eigene Tun und die erworbenen Theorieversatzstücke grundlegend infragezustellen. Nicht zufällig entspann sich die hitzigste – und differenzierendste – Auseinandersetzung mit der Ausrufung der zweiten Intifada.
Dieser Text ist 2007 in der vom Antisexismus Bündnisses Berlins herausgegebenen Broschüre „As.ism_2“ erschienen und ist die gekürzte und überarbeitete Version des Textes „Sexismus – Vom Allgemeinen zum Besonderen“ (2001).
Das Geschlechterverhältnis war und ist Transformationen unterworfen, die Situation von Frauen hat sich verbessert und der soziale Handlungsrahmen für Männer erweitert, aber immer noch ist das Verhältnis ein hierarchisches. Schließlich haben gesellschaftliche Veränderungen zwar zu einer formellen Gleichbehandlung der Geschlechter z.B.
Umgang mit dem Thema Frauen und Nationalsozialismus innerhalb der Frauenforschung
Die allgemeine Geschichtsforschung kümmerte sich nach 1945 wenig um den Themenkomplex Frauen und ihre Rolle während des Nationalsozialismus. Lediglich die Trümmerfrauen wurden als Symbol für die Bereitschaft der Menschen in Deutschland, ihr Land wiederaufzubauen, überhöht dargestellt. Erst die Frauenforschung, ein Kind der 2. Frauenbewegung, nahm sich seit Anfang der 70er Jahre des Themas an. Wie bei allen Forschungsrichtungen, die ihren Ursprung in einer sozialen Bewegung haben, sind auch in der Frauenforschung die Forschungsthemen und die Frage, wonach im historischen Prozess gesucht werden soll, geprägt durch die Ziele und Vorstellungen der Akteurinnen der 2. Frauenbewegung.
Aber es gibt da so einige Geschichten, die immer wieder gerne erzählt werden. Eine davon gebe ich mal zum besten, denn folgendes soll sich zugetragen haben:
Auf einem der großen Bündnistreffen zum 1. Mai 1997 des Bündnis gegen Rechts (BgR) soll eine Frau sinngemäß gesagt haben: „und wenn klar wäre, dass sich auf einer Demonstration die Männer schützend vor die Frauen stellen würden, dann würden sich auch mehr Frauen auf Demonstrationen bewegen“. Dieser Ausspruch wurde nicht nur größtenteils ignoriert. In einer Ecke wurde kräftig gelacht und Späßchen über dieses seltsame Frauenbild gemacht: als kurze Zeit später die obligatorische Anwesenheitsliste die Runde machte, wurde aus dem Gelächter ein Name: Antifaschistischer Frauenblock Leipzig (soviel vielleicht zu der ersten urkundlichen Erwähnung), kurz AFBL.
So oder ähnlich kann der Anfang erzählt werden, andere Gründungsmythen sind...